Die revolutionäre Haltung des Kemalismus und der „Normalisierungsprozess“ der CHP: Eine Legitimierung der AKP-Politik?

Von einer revolutionären Haltung im Sinne des Kemalismus, das Volk zu organisieren und die notwendigen Aktivitäten durchzuführen, ist die CHP weit entfernt. Stattdessen sehen wir eine populistische Partei, die nicht einmal scharfe Kritik übt, sondern jahrelang inhaltslose Aussagen entwickelt hat.

Die Türkische Republik wurde von Mustafa Kemal Atatürk gegründet, einem revolutionären Führer, der tiefgreifende Reformen umsetzte, um einen modernen Staat zu schaffen. Atatürk kombinierte westliche Errungenschaften und traditionelle türkische Staatsstrukturen, um das Land auf eine neue Grundlage zu stellen. Laizismus, Rationalität und Volkssouveränität bildeten die Grundpfeiler seiner revolutionären Haltung. Doch heute wird die Cumhuriyet Halk Partisi (CHP), die lange als Hüterin von Atatürks Erbe galt, dafür kritisiert, unter dem Deckmantel der „Normalisierung“ die autoritäre Politik der AKP zu legitimieren. Kritiker sehen dies als eine Abkehr von Atatürks Prinzipien und einen bewussten Schachzug, um die Macht der AKP langfristig zu sichern.

Atatürks Revolutionäre Haltung: Ein Modell aus der Vergangenheit für die Zukunft

Atatürk war nicht nur ein Anführer des Befreiungskriegs, sondern auch ein Reformator, der die türkische Gesellschaft und den Staat tiefgreifend veränderte. Mit der Gründung der Republik setzte er Laizismus und Rechtsstaatlichkeit als Grundpfeiler des neuen Staates durch. Während er sich westliche Errungenschaften zum Vorbild nahm, vergaß er die eigenen Werte der türkischen Geschichte nicht. Zu den wichtigsten Reformen gehörten die Verabschiedung des Zivilrechts, die Alphabetisierungsreform, die Stärkung der Frauenrechte und Reformen im Bildungsbereich. Diese Reformen zielten darauf ab, die Gesellschaft umfassend zu modernisieren. In dieser Hinsicht waren Innovation und Rationalität zentrale Elemente seiner revolutionären Haltung.

Atatürk strebte nicht nur nach einer Veränderung der politischen Struktur, sondern legte auch großen Wert auf individuelle Freiheit, Bildung und soziale Gerechtigkeit. Seine Vision war es, autoritäre Regime zu verhindern und die Rechte des Volkes zu stärken. Doch in der heutigen Türkei scheint die CHP von diesen Grundsätzen abzuweichen.

CHP und der „Normalisierungsprozess“: Eine Abkehr vom kemalistischen Erbe?

Die CHP, lange als Verteidigerin von Atatürks Werten bekannt, hat sich in den letzten Jahren politisch verändert. Unter dem Motto der „Normalisierung“ wird der Partei vorgeworfen, die autoritären Tendenzen der AKP zu verharmlosen und somit indirekt zu legitimieren. Dies sorgt sowohl innerhalb der Partei als auch in der Öffentlichkeit für Enttäuschung.

1. Normalisierung der AKP-Politik

Die CHP scheint nach den Kommunalwahlen 2019 einen weicheren Kurs gegenüber der AKP eingeschlagen zu haben. Kritiker werfen der Partei vor, die repressiven und autoritären Maßnahmen der AKP unter dem Deckmantel der „Normalisierung“ akzeptabel zu machen. Anstatt sich scharf gegen Menschenrechtsverletzungen, den Abbau der Pressefreiheit und die Aushöhlung der Gewaltenteilung zu positionieren, zeigt sich die CHP zu nachgiebig.

2. Schwächung der Opposition

Atatürks revolutionäre Haltung zeichnete sich durch den Willen zur Veränderung aus. Doch die CHP scheint diesen Willen gegenüber der AKP zu verlieren. Während die AKP ihre Macht ausweitet, gelingt es der CHP nicht, eine starke gesellschaftliche Opposition zu organisieren. Dies führt dazu, dass die AKP ihre autoritäre Macht festigen kann, was auf lange Sicht die Demokratisierung des Landes untergräbt.

Bewusster politischer Schachzug?

Die Frage, ob diese „Normalisierungsstrategie“ der CHP eine bewusste Entscheidung ist, die die AKP langfristig an der Macht halten soll, ist umstritten. Kritiker meinen, die CHP legitimiere die AKP-Herrschaft und ihre Politik bewusst, um ihre eigene politische Basis zu erweitern. Besonders die fehlende Kritik an der autoritären Regierungsweise der AKP nährt diese Annahmen.

Fazit: Eine Niederlage?

Der „Normalisierungsprozess“ der CHP wird von vielen als Abkehr von Atatürks revolutionären Werten gesehen. Diese Entwicklung enttäuscht nicht nur die CHP-Basis, sondern gefährdet auch die Zukunft der türkischen Demokratie. Sollte die CHP diesen Kurs beibehalten, könnte dies dazu führen, dass das autoritäre System der AKP dauerhaft gefestigt wird.

Atatürks Erbe basiert auf dem Kampf gegen Unterdrückung und Autoritarismus. Die CHP muss sich dieser Verantwortung stellen, um die Rechte des Volkes zu verteidigen und die Zukunft der Türkei zu sichern. Doch derzeit scheint sie eher dazu beizutragen, dass sich die autoritäre Herrschaft in der Türkei weiter normalisiert.