Die Grundlage des Türkentums und der Glaubensrichtungen, das Alevitentum, wird ignoriert!

Die Entscheidung der Istanbuler Stadtverwaltung, die Cemevis als Gebetshäuser anzuerkennen, ist ein wichtiger Schritt im Kampf um die Anerkennung des Alevitentums, einer tief verwurzelten Glaubensrichtung. Diese Entscheidung sollte jedoch nicht nur auf lokaler Ebene bleiben, sondern auf Verfassungsebene gesichert werden, um den demokratischen und säkularen Prinzipien der Türkischen Republik gerecht zu werden. Das Alevitentum bildet nicht nur die Grundlage der Debatten um Religionsfreiheit in der Türkei, sondern ist auch ein wesentlicher Grundpfeiler der türkischen Staatsgeschichte.

Im Laufe der Geschichte war das Alevitentum immer ein konstitutives Element und eine Philosophie in den türkischen Staaten. In der Seltschuken- und Osmanischen Ära spielte der alevitisch-bektaschische Glaube eine zentrale Rolle im sozialen Gefüge und in der Staatspolitik. Die Tatsache, dass die Janitscharen, das Militär des Osmanischen Reiches, der Bektaschi-Lehre angehörten, unterstreicht die Bedeutung des Alevitentums im staatlichen System. Diese Glaubensrichtung war nicht nur eine individuelle religiöse Praxis, sondern eine verbindende Kraft, die das soziale und kulturelle Gefüge der türkischen Gesellschaft prägte.

Mit der Gründung der Republik trug das Alevitentum maßgeblich zur progressiven und säkularen Philosophie der Türkischen Republik bei. Die auf Toleranz beruhende Struktur des Alevitentums fand Parallelen im republikanischen Denken von Atatürk. Mustafa Kemal Atatürks Aussage „Die Souveränität liegt bedingungslos beim Volk“ spiegelt das alevitische Verständnis von sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit wider. In diesem Kontext erscheint das Alevitentum nicht nur als ein Glaubenssystem, sondern als eine treibende Kraft, die die Einheit der türkischen Staaten durch die Geschichte hindurch sicherte.

Das Alevitentum war stets ein integraler Bestandteil der türkischen Staatsphilosophie und trug zur Wahrung von Frieden, Brüderlichkeit und Gleichheit bei. Dennoch bleibt die Tatsache, dass die Cemevis im modernen Türkei nicht als Gebetshäuser anerkannt sind, eine historische Diskrepanz und ein bedeutendes Hindernis für den sozialen Frieden. Die Nichtanerkennung der Cemevis zeigt, dass die zentrale Rolle des Alevitentums in der türkischen Geschichte staatlich immer noch nicht vollständig akzeptiert ist.

Wie Atatürk betonte: „Die Republik Türkei kann kein Land der Scheichs, Derwische und Anhänger von religiösen Orden sein.“ Diese Aussage macht deutlich, dass ein Staat, der den Glauben und die Gebetshäuser des Volkes nicht anerkennt, nicht akzeptabel ist. Die säkulare Struktur der Republik Türkei erfordert, dass alle Glaubensrichtungen gleichermaßen respektiert werden und jedes Glaubenssystem seine eigenen Gebetshäuser haben darf.

Das Alevitentum war im Laufe der Geschichte eine grundlegende Philosophie, die die Einheit und den Zusammenhalt türkischer Staaten förderte. Heute ist es eine notwendige Anerkennung der Türkei, ihrer Geschichte und kulturellen Vielfalt, das Alevitentum rechtlich anzuerkennen. Die Anerkennung der Cemevis als Gebetshäuser ist nicht nur die Erfüllung der Rechte der alevitischen Gemeinschaft, sondern auch ein Zeichen der Treue der Republik Türkei zu ihren Wurzeln.