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Während die linken Bewegungen den Klassenkampf und die wirtschaftliche Ungleichheit in den Vordergrund stellten, haben sich auch religiös-soziale Gruppen wie die Aleviten diesen Bewegungen angeschlossen. In dieser Untersuchung werden wir die Entwicklung der linken Bewegungen in der Türkei aus historischer Perspektive betrachten und analysieren, wie der Alevitentum in diesem Prozess durch bewusste/gezielte oder unbewusste Personen als religiöse Angelegenheit behandelt und ungerechtfertigt kritisiert wurde. Darüber hinaus werden wir diskutieren, welche Auswirkungen die Praktiken der linken Organisationen in dieser Zeit auf die soziale Struktur der Türkei hatten und wie die Alevitische Gemeinschaft mit diesen Bewegungen interagierte.
Linkssein und politische Dynamiken in der Türkei (1950-1980)
Die 1950er Jahre markierten den Übergang zu einem Mehrparteiensystem und das Entstehen neuer politischer Dynamiken in der Türkei. In dieser Zeit begann der Sozialismus, als ideologische Position, die sich für die Rechte der Arbeiter, eine gerechte Einkommensverteilung und soziale Gleichheit einsetzte, Gestalt anzunehmen. In dieser Periode begannen marxistische und sozialistische Diskurse sich in akademischen und intellektuellen Kreisen zu verbreiten; insbesondere mit der Beschleunigung der Urbanisierung, Industrialisierung und Modernisierungsprozesse fanden sozialistische Ideen auch unter den Arbeiterbewegungen ihren Platz.
In dieser Zeit spielte das Klassenbewusstsein und die Idee der Diktatur des Proletariats eine wichtige Rolle in der Entwicklung der linken Organisationen. Die Gründung der Türkiye İşçi Partisi (TİP, Arbeiterpartei der Türkei) im Jahr 1961 stärkte die politische Repräsentation der sozialistischen Ideologie. Der Einzug der TİP ins Parlament markierte einen wichtigen Wendepunkt für die Legitimation des Sozialismus. Doch diese Entwicklungen stießen auf großen Widerstand, sowohl aufgrund der inneren Dynamiken der Türkei als auch aufgrund der internationalen Spannungen des Kalten Krieges. Die Radikalisierung der linken Organisationen in der Türkei und die Repressionspolitik des Staates führten dazu, dass diese Bewegungen sich allmählich in illegalen Strukturen wiederfanden. Wo dies nicht möglich war, wurde dies durch gezielte Akteure erreicht. In diesem Zusammenhang rückten mit einigen gerechtfertigten Ausnahmen theoretische Diskussionen über “zivilen Ungehorsam” und “revolutionäre Gewalt” in den Mittelpunkt der linken Bewegungen.
Die Wechselwirkung zwischen Alevitentum und linker Politik
Das Alevitentum hat sich historisch gesehen als heterodoxer islamischer Glaube in der Türkei entwickelt und zählte zu den unterdrückten, ausgegrenzten und marginalisierten Gruppen. (Dies ist nicht das Hauptthema dieses Textes, jedoch hat das Alevitentum natürlich eine tiefere Geschichte und Bedeutung.) Diese Situation führte dazu, dass die Aleviten im Laufe der Zeit eine enge Beziehung zu den linken Bewegungen aufbauten. Besonders ab den 1960er Jahren fühlten sich die Aleviten zu den Versprechungen der linken Politik in Bezug auf Gerechtigkeit und Freiheit in der Bekämpfung von Klassenungleichheit und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit hingezogen. Soziologisch entwickelte sich eine Art “Protestidentität” zwischen dem Alevitentum und den linken Bewegungen. Das Alevitentum war historisch gesehen eine Struktur, die im Zentrum-Peripherie-Konflikt auf der Peripherie stand; daher waren die anti-autoritären und zentristischen Diskurse der linken Politik für die Aleviten attraktiv.
In dieser Zeit verfolgten die linken Organisationen inklusive Strategien gegenüber der Alevitischen Gemeinschaft, was dazu führte, dass das Alevitentum in den linken Bewegungen eine wichtige Rolle spielte. Die Aleviten waren in den linken Organisationen aktiv beteiligt und unterstützten den Klassenkampf dieser Organisationen. Darüber hinaus verschmolzen die egalitären und kommunalen Werte des Alevitentums mit den sozialistischen Ideologien auf einer philosophischen Ebene. In diesem Zusammenhang spiegelten die Werte der Solidarität und des Kollektivs in der Kultur der Aleviten die sozialistischen Ideale wider und trugen dazu bei, dass sich sozialistisches Denken unter den Aleviten verbreitete. Mit anderen Worten, sie schufen eine Synergie und trugen wesentlich zur Gewinnung von Anhängern der Linken bei.
Psychologische und philosophische Perspektiven
Aus psychologischer Sicht ist die historische Ausgrenzung und Diskriminierung der alevitischen Gemeinschaft ein Faktor, der die Suche nach sozialer Zugehörigkeit und Identität beeinflusst hat. Die von den linken Bewegungen propagierten egalitären und freiheitlichen Werte spielten eine wichtige Rolle bei der Hinwendung der Aleviten zu diesen Bewegungen. Die alevitische Gemeinschaft suchte nach einer Lösung für ihre Erfahrungen der Ausgrenzung und Andersartigkeit in der integrativen Identitätspolitik der linken Bewegungen.
Philosophisch betrachtet gibt es einige Überschneidungen zwischen dem marxistischen Materialismus und den mystischen und heterodoxen Glaubensvorstellungen des Alevitentums. Die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und Gleichheit im marxistischen Denken stimmen mit den kommunalen Werten des Alevitentums überein. Das Verständnis des „Wegs“ im Alevitentum enthält eine ethische Philosophie, die mit den gesellschaftlichen Verpflichtungen der Individuen verbunden ist; dies überschneidet sich mit der kollektivistischen Struktur der linken Bewegungen. Diese Wechselwirkung führte jedoch in einigen Kreisen dazu, dass die religiöse Identität des Alevitentums im Laufe der Zeit unter dem Einfluss der linken Politik zunehmend säkularisiert wurde. Dies führte zu einem internen Identitätskonflikt im Alevitentum. An diesem Punkt wurde das Alevitentum durch bewusste und/oder unbewusste, gezielte oder ignorante Ansätze auf dieselbe Ebene wie oberflächliche religiöse Ansichten gestellt, kritisiert und vereinfacht dargestellt. Während das Alevitentum der Linken Leben einhauchte, führte dies gleichzeitig dazu, dass die “Linke” die Aleviten in eine oberflächliche, entfremdete neue Identität verwandelte. Selbsternannte Intellektuelle, die die Aleviten in Geheimhaltung versetzten, sie von ihren Wurzeln und den Werten, die den Sozialismus hervorgebracht hatten, entfremdeten, schadeten langfristig der Linken. Langfristig wurde deutlich, dass die Linke, ähnlich wie die Rechte, von Personen übernommen wurde, die Macht erlangen wollten, und besonders die Führungsstrukturen verflachten. Bei einer Untersuchung in der gesamten Türkei zeigt sich deutlich, dass abgesehen von parteiinternen Machtkämpfen keine weiteren identifizierenden Merkmale für die Partei übriggeblieben sind. Der Prozess des sozialistischen Bewusstseins, der in den frühen Jahren der Republik begann, ist heute nur noch eine oberflächliche Parteistruktur.
Linke Organisationen und die institutionelle Vertretung des Alevitentums
In den 1960er und 1970er Jahren waren die Auswirkungen linker Organisationen auf die alevitische Gemeinschaft auch auf institutioneller Ebene spürbar. Viele alevitische Organisationen wurden in die linke Politik integriert und nahmen aktiv an diesen Bewegungen teil. Besonders in der Zeit vor dem Militärputsch von 1980, als die linken Bewegungen in der Türkei breite Massen mobilisierten, wurde die alevitische Gemeinschaft zu einem wichtigen Bestandteil dieser Bewegungen. Linke Organisationen dienten in dieser Zeit als Verteidigungslinie gegen die staatliche Repressionspolitik gegenüber der alevitischen Gemeinschaft. Nach dem Putsch von 1980 brach diese Situation jedoch zusammen, da linke Organisationen aufgelöst und staatliche Repressionen verstärkt wurden.
Rechtlicher Rahmen und staatliche Repressionspolitik
Das Verhältnis der linken Bewegungen und des Alevitentums zum Staat war auch auf rechtlicher Ebene eine bedeutende Quelle von Spannungen. Das Verständnis des Laizismus in der Türkei konnte die Forderungen der Aleviten oft nicht erfüllen, was dazu führte, dass die alevitische Gemeinschaft sich den Forderungen der linken Politik nach religiösen Freiheiten und Gleichheit anschloss. Die zunehmende Repression und antikommunistische Politik des Staates nach 1980 marginalisierte die linken Bewegungen und zwang sie weitgehend in den Untergrund. Gleichzeitig wurden die Forderungen der alevitischen Gemeinschaft nicht erfüllt, was dazu führte, dass die Aleviten eine Identitätspolitik um die linke Politik herum entwickelten.
In diesem Prozess entwickelten auch linke Organisationen eine Art “Identitätspolitik”. Die Aleviten fanden sich als Teil dieser Politik in einem systemkritischen Widerstand wieder. Diese Situation vertiefte jedoch auch die Spannungen zwischen der religiösen Identität der Aleviten und der Säkularisierung innerhalb der Gemeinschaft. Der linke Diskurs, der sich gegen die zentrale Autorität des Staates richtete, befreite einerseits das Alevitentum, führte aber andererseits zu einer Spaltung zwischen der Säkularisierung und der religiösen/institutionellen Identität der Aleviten.
Die Zerstörung des Erschaffenen!
Seit den 1950er Jahren haben sich die linken Bewegungen in der Türkei in enger Wechselwirkung mit der alevitischen Gemeinschaft entwickelt. Soziologisch gesehen waren die Aleviten als marginalisierte Gruppe von der egalitären und freiheitlichen Politik der linken Bewegungen angezogen und wurden zu einem wichtigen Bestandteil dieser Bewegungen. Die Auswirkungen der linken Bewegungen auf den Glauben des Alevitentums führten zu erheblichen Veränderungen sowohl in der religiösen als auch in der säkularen Identität der Aleviten. Während die Linke durch das Alevitentum genährt wurde, entfremdete sie die Aleviten von ihrem Glauben und verwandelte ihn in eine oberflächliche Religion oder Interpretation. Der Kampf der linken Organisationen gegen den Staat und die Rolle der Aleviten in diesem Kampf ist von großer Bedeutung für das Verständnis der sozialen und politischen Dynamiken in der Türkei. Dieser Prozess hilft uns auch, zu verstehen, wie die alevitische Identität neu konstruiert wurde und welche Rolle die Aleviten in der modernen politischen Struktur der Türkei spielen.
Auch die von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der Republik Türkei, durchgeführten Reformen basierten auf dem alevitischen Glauben und der alevitischen Kultur, die historisch gesehen Werte wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenliebe verteidigen. Doch diese Struktur wurde soziologisch in der Türkei nicht ausreichend verstanden und war verschiedenen politischen und ideologischen Manipulationen ausgesetzt. Besonders das Alevitentum wurde unter dem Einfluss von Persönlichkeiten wie İsmet İnönü im Prozess der Bildung einer nationalen Identität an den Rand gedrängt und psychologisch marginalisiert.
Soziologisch gesehen stehen das Alevitentum und ähnliche Minderheitengruppen unter dem Druck hegemonialer Kräfte und sehen sich der Gefahr der Assimilation oder Zerstörung ausgesetzt. In diesem Zusammenhang ist zu beobachten, dass viele politische Strukturen, die sich mit linken Parolen präsentieren, oberflächliche und pragmatische Politik betreiben, anstatt kollektive Solidarität zu fördern. Diese parteiischen Strukturen haben, wie Max Weber es beschrieb, einen Bürokratisierungsprozess durchlaufen und sich von ihren ideologischen und moralischen Wurzeln entfremdet, sodass sie nur noch einfache Akteure einer instrumentellen Politik sind.
Zusammenfassend kann weder das Alevitentum noch ähnliche kulturelle Erben ihren wahren Platz finden, solange die psychologischen, philosophischen und soziologischen Dynamiken des Schutzes von sozialer Gerechtigkeit und individueller Identitäten nicht richtig verstanden werden.